Die Visualisierung zeigt, wie zwischen 1995 und 2018 in nationalen Zeitungen in sieben westeuropäischen Ländern die Zuwanderung sowie die Integration von Zugewanderten sowohl politisiert wie auch entpolitisiert wurde.

Die Politisierung wurde anhand von Aussagen (claims) und Gegenaussagen (counter-claims) analysiert, wenn sich ein*e Akteur*in über Immigration und Integration äusserte. Die Daten decken unterschiedliche Aspekte von (Gegen-) Aussagen ab, um reichhaltige Schlüsse über Politisierung zu ziehen:

– Ort, an dem eine Aussage geäussert wurde (wann und wo wurde die Aussage gemacht?)
– Akteur*in: Person oder Organisation, die eine Aussage äusserte (wer machte die Aussage?)
– Berichterstattungsform der Aussage (wie gelangte die Aussage in die Öffentlichkeit?)
– Addressat*in der Aussage (an wen war die Aussage gerichtet?)
– Inhalt der Aussage (welche Aspekte der Zuwanderung und Integration betraf die Aussage?)
– Objekt/Betroffene der Aussage (wer war von der Behauptung betroffen: für oder gegen wen richtete sich die Aussage?)
– Begründung der Aussage (wieso sollte aufgrund der Aussage gehandelt werden?)

Die gemessene Politisierung beinhaltet drei Aspekte:

– Polarisierung: In welchem Mass sich die Meinungen der Akteur*innen bezüglich Zuwanderung und/oder die Integration von Zugewanderten unterscheiden.
Position: Ob die Akteur*innen für oder gegen Immigration und/oder die Integration von Zugewanderten sind.
Rahmung: Die Art und Weise, wie die Akteure ihre Behauptung in Bezug auf die Zuwanderung und/oder die Integration von Eingewanderten und/oder formulieren.

Entgegen der verbreiteten Meinung war die Debatte in der europäischen Tagespresse über Zuwanderung und die Integration von Eingewanderten nicht stark polarisiert und in den letzten zwei Jahrzehnten konnte kein eindeutiger Trend zu mehr Polarisierung festgestellt werden.

Was die Position der Akteur*innen betrifft, so war die Mediendiskussion über Einwanderung und Integration in Westeuropa insgesamt von Aussagen dominiert, die sich leicht positiv auf Zugewanderte und ihre Nachkommen auswirken könnten (in der Visualisierung in Blautönen dargestellt). Hinter dieser Gesamtdarstellung von Immigration und Integration verbergen sich grosse Unterschiede in der Darstellung von Zugewanderten durch verschiedene Akteur*innen und in unterschiedlichen Kontexten.

Was die Rahmung betrifft, so waren instrumentelle Rechtfertigungen häufiger als moralische Grundsätze, aber instrumentelle Rechtfertigungen von Regierungsakteur*innen und politischen Parteien standen eher mit einer negativen Position in Verbindung, während moralische Grundsätze eher mit einer positiven Position einher gingen.

Berichten Europas Medien positiv oder negativ über Migration?

Quelle: Die Daten stammen von  1995 bis 2009 von FP7 Projekt Support and Opposition to Migration (SOM) und stehen auf Harvard Dataverse zur Verfügung. Die Daten von 2010 bis 2018 sind zudem auf Zenodo gespeichert. 

Datenerhebung und Codierung der Daten von 2010 to 2018: Leslie Ader, Marco Bitschnau, Marilyn Ducommun, Cheryl Kwok, Julie Mancini, Oriana Polero Cardoso, Margaux Quadroni, Manon Reith, Didier Ruedin, Lora Zanasco.

Hinweis zum Verfahren: Die Beschreibung des Aufbaus der claims-making-Methodologie basiert auf Koopmans and Statham (1999)Koopmans et al. (2005) und Van der Brug et al. (2015)

Nutzungsbedingungen: Die Migration-Mobility Indicators werden kostenlos für nichtkommerzielle Zwecke zur Verfügung gestellt. Wir bitten die Benutzer*innen um Angabe der Bezugsquelle.

Vorgeschlagene Quellenangabe: nccr – on the move, Migration-Mobility Indicators. Neuchâtel: nccr – on the move, 2023.

Datenvisualisierung: Andreas Perret

Letztes Update: 14. Februar 2023