Gleichstellung, Qualifikation, Migration – eine Blogserie anlässlich des nationalen Frauenstreiktages am 14. Juni 2019

11.06.2019 , in ((Gender, Skills, Migration)) , ((No Comments))

Am kommenden Freitag findet der dritte nationale Frauenstreiktag statt. Dieser Tag soll gemäss dem Aufruf der Streikversammlung dazu dienen, die tatsächliche Gleichstellung und Selbstbestimmung von Frauen* in der Schweiz einzufordern, insbesondere gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit sowie die ökonomische und sozialrechtliche Anerkennung und gleichberechtigte Aufteilung von Care-Arbeit. Der nccr – on the move nimmt den Streiktag und die mit ihm verknüpften Forderungen zum Anlass, die Schnittstelle zwischen Gender, Qualifikation und Migration näher zu betrachten.

Diese Blogserie soll damit einen Beitrag dazu leisten, auf die spezifischen Herausforderungen von (hoch-)qualifizierten Frauen hinzuweisen und gängige Vorstellungen von Migrantinnen weiter auszudifferenzieren.

Akademikerinnen und hochqualifizierte Migrantinnen

Ein erster Schwerpunkt der Serie liegt auf der Situation der Frauen in der Wissenschaft. Auch wenn es nicht an exzellentem weiblichen Nachwuchs mangelt, sind Frauen aufgrund der «Leaky Pipeline» in Professuren und den (wenigen) anderen permanenten Stellen an Universitäten immer noch untervertreten. Akademikerinnen stellen im akademischen Manifest für den Frauenstreik deshalb verschiedene Forderungen zur Gleichstellung von Frauen und Männern an Schweizer Hochschulen.

Die Schnittstelle von hochqualifizierter Migration und Gleichstellung bildet den zweiten Schwerpunkt der vorliegenden Serie. Während die ersten beiden Frauenstreiktage in den Jahren 1991 und 2011 das Thema Migration und intersektionelle Formen der weiblichen Diskriminierung noch wenig berücksichtigten, finden sich im diesjährigen Streikaufruf etliche Forderungen, die auch Migration betreffen: So wird beispielsweise ein geregelter Aufenthaltsstatus für Ausländerinnen gefordert und anerkannt, dass gewisse Charakteristiken, wie etwa ein Migrationshintergrund oder eine bestimmte Hautfarbe, in Kombination mit Gender zu Mehrfachdiskriminierung führen können.

Die Beiträge der Serie

In dieser Blogserie führen wir die Diskussion zu diesen Aspekten der Gleichstellung zusammen und weiter. Wir schliessen damit an die vorhergehende Serie zum Thema Gender Matters! an. Janine Dahinden, Carolin Fischer, Anne Kristol und Joanna Menet haben in ihren Beiträgen eindrücklich aufgezeigt, wie Vorstellungen von «uns Schweizer*innen» und «den Anderen», und damit einhergehende Prozesse der Grenzziehung und des Ausschlusses, von tief verankerten patriarchalischen und kulturalisierenden Genderstereotypen geprägt sind. Die vorliegende Serie diskutiert ergänzend dazu aus verschiedenen Perspektiven, wie Gender mit dem Wissenschaftsbetrieb und hochqualifizierter Migration im schweizerischen Kontext zusammenspielt.

Raquel Delgado Moreira, die Gleichstellungsbeauftragte des nccr — on the move, macht den Auftakt und legt dar, wieso die Situation von Frauen in der Wissenschaft trotz gewissen Verbesserungen von einer Gleichstellung noch weit entfernt ist. Ihre Überlegungen werden ergänzt mit dem Portrait einer nccr – on the move Alumna, welches ihren – mit mehrfacher Migration verbundenen – akademischen Werdegang beschreibt.

Francesca Falks darauffolgender Beitrag zeigt auf, wie Migration in die Schweiz wider gängige Vorstellungen oftmals als Gleichstellungsmotor gewirkt hat und insbesondere im Hochschulbereich Migrantinnen ihren Geschlechtsgenossinnen den Zugang zu Schweizer Universitäten ebneten.

Die nächsten drei Posts wenden sich der Situation hochqualifizierter Migrantinnen in der Schweiz zu – alle drei basierend auf Daten des nccr— on the move Migration Mobility Survey: Roxanne Gerber analysiert, inwiefern hochqualifizierte Migrantinnen Zugang zum Schweizerischen Arbeitsmarkt erhalten und welche Hürden ihnen dabei begegnen. Philippe Wanner umreisst die spezifischen Merkmale und Herausforderungen einer wachsenden Gruppe von hochqualifizierten Migrantinnen – von weiblichen Expats, die zwecks Aufnahme einer Erwerbstätigkeit in die Schweiz gezogen sind. Schliesslich geht Laure Sandoz der Frage nach, inwieweit weibliche Expats im Vergleich mit ihren männlichen Pendants bei ihrem Umzug in die Schweiz von ihren Arbeitgebern unterstützt werden.

Raquel Delgado schliesst die Blogserie mit Gedanken dazu ab, welche Massnahmen ein Nationaler Forschungsschwerpunkt wie der nccr – on the move ergreifen kann (und ergriffen hat), um die Stellung von Nachwuchsforscher*innen weiter zu verbessern. Dieser Beitrag wird begleitet von einem weiteren Portrait einer unserer Alumnae, deren wissenschaftlichen Karriere von der Schweiz nach Österreich geführt hat, wo sie nun als Professorin tätig ist.

Damit soll diese Serie die wichtigen und vielfältigen Diskussionen und Initiativen rund um den kommenden schweizerischen Frauenstreiktag um eine vertiefte Auseinandersetzung mit Gender, Qualifikation und Migration bereichern. Wir wünschen gute Lektüre – und einen erfolgreichen Streiktag am 14. Juni!

Aldina Camenisch ist beim nccr – on the move zuständig für den Wissenstransfer und doktoriert an der Universität Basel zu den Migrationsbiographien und der Positionalität von in China lebenden Schweizer*innen.

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