Rassismus jedes Jahr aufs Tapet bringen

29.03.2019 , in ((Blog series, Discrimination)) , ((Keine Kommentare))

Vorgestern endete die 9. Berner Aktionswoche gegen Rassismus. Mit einer Kampagne und 48 Veranstaltungen, Workshops und Aktionen in Bern, Köniz, Muri, Ittigen und Ostermundigen bot sie ein Programm in noch nie dagewesener Vielfalt. Während der Aktionswoche haben unter anderem Personen von ihrer Erfahrung mit Rassismus berichtet oder es wurde vermittelt, wie man sich verhalten kann, wenn man von rassistischen Angriffen betroffen ist oder solche beobachtet.

Ein Schwarzer Mann ist am Auto waschen in Zollbrück, Kanton Bern. Er wird von einem weissen Mann rassistisch beschimpft und gefilmt und das Video wird ins Internet gestellt. In Geschäften werden Fasnachts-Kostüme verkauft, welche auf rassistischen Stereotypen beruhen.

Eine Woche oder ein Monat gegen Rassismus wird nicht ausreichen, um alle Vorurteile und alltäglichen Diskriminierungen, von denen Schwarze Personen oder „People of Color“ betroffen sind, abzubauen oder zu verhindern. Dafür ist Rassismus zu präsent in unserem Alltag. Aber um Schritte in Richtung einer rassismusfreieren Realität zu machen und ein starkes Zeichen zu setzen, ist die Aktionswoche gegen Rassismus zu einem wichtigen Fixpunkt im Kalender der Stadt und Agglomeration Bern geworden. Sie wurde 2011 von der Stadt Bern lanciert und findet seither jährlich um den 21. März, dem internationalen Tag gegen Rassismus, statt.

Eine Plattform für weitere Initiativen

Nach neun Jahren ist die Aktionswoche sehr gut positioniert und erreicht ihre ursprünglichen Ziele: Das Thema Rassismus sichtbarer zu machen, die Vernetzung der Personen und Organisationen, die sich gegen Rassismus einsetzen, zu ermöglichen sowie eine Plattform für die Auseinandersetzung mit dem Thema und für das Empowerment, der von Rassismus betroffenen Personen, zu bieten. Hinter diesen Zielsetzungen steht die Vision, dass die Stadt Bern sich als eine «Stadt für alle» versteht. Diese Vision wird nur Realität, wenn wir anerkennen, dass Rassismus uns alle betrifft.

Heute ist die Stadt Bern ein wichtiger Ort für Initiativen, die sich gegen Rassismus wehren (Allianz gegen Racial Profiling, Berner Stammtisch gegen Rassismus usw.). Des Weiteren beteiligt sich das Kompetenzzentrum Integration an verschiedenen Initiativen im Bereich Antirassismus und Antidiskriminierung, wie dem Projekt „Dialog“ zum Thema Racial Profiling mit der Berner Kantonspolizei, der Beratungsstelle „gggfon“, dem Swiss African Forum und an Massnahmen der Direktion für Sicherheit, Umwelt und Energie der Stadt Bern.

Der jahrelange Einsatz der Stadt Bern zahlt sich aus. In den letzten zwei Jahren hat sich die Qualität der Eingaben verbessert. Es gibt einerseits Organisationen, die die Aktionswoche als Möglichkeit nutzen, ihr bestehendes Engagement gegen Rassismus zu zeigen und andererseits neue Akteur*innen, die sich von der Aktionswoche angesprochen fühlen. Dieses Jahr haben mehr als 2000 Personen an einer oder mehreren Veranstaltungen im Rahmen der Aktionswoche teilgenommen. Im 2018 haben wir das Projekt weiterentwickelt und mit zwei neuen Anti-Rassismus-Projekten mit Fokus auf Jugendliche in den Monaten April, Mai und Juni 2019 ergänzt.

Sensibilisierung der Bevölkerung und der Behörden

Vor der diesjährigen 9. Aktionswoche, gab es einen Fall in der Stadt Bern, der gut die sensibilisierende Wirkung des langjährigen Engagements aufzeigt. In einer Schule, dem Wylergut, gibt es seit 1949 ein Wandalphabet mit 26 Bildern – für jeden Buchstaben eines–, davon drei mit rassistischen Inhalten. Menschen, Tieren und Pflanzen werden gleichgesetzt. Vor 70 Jahren war dies noch kein Thema. Heute, stehen wir zum Glück nicht mehr am gleichen Punkt.

Der Berner Rassismus Stammtisch sowie weitere Personen haben Behörden darauf hingewiesen, damit die Bilder – ganz im Sinne der Schulleitung – überdeckt werden können. «Ich werde dafür sorgen, dass nun verschiedene Abteilungen der Stadtverwaltung zusammenarbeiten, um diese Bilder, die einer kolonialen Vergangenheit und Logik folgen, zu ersetzen. Unser Engagement gegen Rassismus dauert 365 Tage im Jahr und beschränkt sich nicht nur auf die Aktionswoche gegen Rassismus», hat die Gemeinderätin Franziska Teuscher im Rahmen der Aktionswoche geäussert. «Das jahrelange Engagement der Stadt Bern gegen Rassismus zeigt Wirkung: Sowohl die Stadtbevölkerung als auch die Stadtverwaltung nehmen dieses Thema sehr ernst».

Als sichtbares Symbol der Aktionswoche stand vom 13. bis zum 20. März auf dem Bahnhofplatz der Stadt Bern eine – leider anschliessend zerstörte – Skulptur in X-Form mit der Botschaft «Jetzt gegen Rassismus». Dieses «X» (Bild) steht für die gleiche Botschaft: Rassismus hat hier keinen Platz.

Im Jahr 2020 werden wir das 10. Jubiläum der Aktionswoche gegen Rassismus feiern. Es gibt zahlreiche Ideen, um noch mehr Personen zu erreichen, mehr Empowerment zu ermöglichen und ein noch stärkeres regionales Zeichen gegen Rassismus zu setzen. Das «X» wird sichtbarer denn je auf den Strassen und Gebäuden von Bern anzutreffen sein. Dieses Symbol ist mehr als eine Botschaft gegen Rassismus. Es ist ein Aufruf, sich auf der richtigen Seite zu positionieren.

Das Programm und weitere Informationen zur Aktionswoche gegen Rassismus unter www.berngegenrassismus.ch.

 

Itziar Marañón ist Projektleiterin im Kompetenzzentrum Integration der Stadt Bern.

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